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Unsere Realität. Aktive Jugendvideoarbeit beim Medienprojekt Wuppertal

 
16. Dezember 2021
  • 11. KupoBuko

In eigenen professionell produzierten Kurzfilmen zeigen Jugendliche, wie sie Diskriminierung, Rassismus, Gewalt und Ungerechtigkeiten erleben – und was man dagegen tun kann. Der empowernde Ansatz von kultureller Bildung und Medienpädagogik des Medienprojekts Wuppertal macht es möglich. Er zeigt auch, wie Partizipation und Teilhabe an Kulturprojekten zum demokratischen Miteinander beitragen können.

„Woher kommst du eigentlich? Afrika, oder?“, fragt der Lehrer Samah in einer der nachgespielten Situationen in dem Kurzfilm „Unsere Realität“. Im Film zeigen sechs Wuppertaler Schülerinnen in Szenen aus ihrem Alltag, was es bedeutet, als junge schwarze Frau in Deutschland zu leben und Rassismus zu erfahren. Sie reflektieren und kommentieren die Situationen und formulieren Wünsche an ihre Mitmenschen. Die Jugendlichen haben den Film selbst produziert – dabei wurden sie von Medienpädagog*innen begleitet. „Unsere Realität“ erhielt im November 2021 den „Bundes-Schülerfilmpreis“ beim 16. up-and-coming International Film Festival Hannover.

»Ich wünsche mir einfach, dass ich mich nicht immer sorgen oder beweisen muss und dass ich nicht aufgrund meiner Religion oder wegen meiner Hautfarbe anders behandelt werde.«
Platzhalter Portrait
Samah Mustafa in „Unsere Realität“

Empowernde Jugendvideoarbeit

Der Film entstand im Rahmen der Filmreihe „Black Lives Matter“ des Medienprojekts Wuppertal. Das Medienprojekt unterstützt Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14–28 Jahren bei ihren eigenen Videoproduktionen, im Rahmen der Arbeit von pädagogischen Institutionen oder privat organisiert. Die Kurzfilme werden im Kino, in Schulen und Jugendeinrichtungen in Wuppertal präsentiert und als Bildungsmittel bundesweit vertrieben. „Unser Ansatz der aktiven Jugendvideoarbeit will Jugendlichen durch selbstproduzierte Filme die Möglichkeit geben, ihre Ästhetiken, Meinungen und Lebensinhalte auszudrücken. Das Motto ist: das bestmögliche Video für das größtmögliche Publikum“, sagt der Geschäftsführer Andreas von Hören. Video wird dabei nicht vorrangig als wirksame Bildungsmethode verstanden, sondern es geht um die Lust am Film und an der künstlerischen wie inhaltlichen Produktion. So entstehen Reportagen, Spielfilme, Trickfilme, Computeranimationen, Experimentalfilme und Musikclips, meist als Kurzfilme. Das Team des Medienprojekts ist überzeugt davon, dass der Ansatz die Jugendlichen stärkt und ein demokratisches Miteinander in der diversen Gesellschaft fördert.

»Unsere Art der Medienpädagogik ist durch kooperative, partizipative und produktive Arbeit mit den Jugendlichen geprägt. Dies trägt dazu bei, dass sie sich zu demokratischen, reflexiven, lustvollen Persönlichkeiten entwickeln.«
Platzhalter Portrait
Andreas von Hören, Geschäftsführer des Medienprojekts Wuppertal

Einige Filme des Medienprojekts Wuppertal haben bereits Preise erhalten, auch bei internationalen Festivals. Zuletzt gewann der Kurzfilm „Ich auch“ in der Kategorie „Bester Kurzfilm“ beim International Disability Filmfestival in Barcelona. Im Film geht es um Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt gegen Menschen mit Behinderung. Er wurde fast ausschließlich mit Schauspieler*innen mit Handicap gedreht.

Direkt aus dem Leben

Die Themen der Filme reichen von Liebe, Sex und Gewalt über Rassismus, Umweltschutz, Krankheit und Diskriminierung bis hin zu Diskursen der politischen Bildung – sie zeigen die ganze Bandbreite dessen, was Jugendliche und junge Erwachsene bewegt. Sie drücken in den Filmen ganz direkt ihre Meinung aus, zeigen, was sie in ihrer Umgebung bewegt und erzählen eindrücklich von ihren persönlichen Erfahrungen. Dem Publikum gibt das eine Menge Stoff zum Nachdenken.

Bildungsarbeit mit den Filmen

Die entstandenen Filme beziehungsweise Filmreihen werden als DVDs oder Streamings publiziert und können gegen eine Gebühr ausgeliehen oder gekauft und in der schulischen wie außerschulischen Bildungsarbeit eingesetzt werden. Sie bieten viel Anlass für Gespräche und eigene kreative Auseinandersetzungen mit den Themen. Mit Blick auf jüngste kulturpolitische Diskurse zeigt das Videoprojekt beispielhaft, dass gesellschaftliche Herausforderungen – wie Rassismus(-kritik), die Repräsentationskrise der Demokratie und die Anerkennung der Diversität der Gesellschaft in Deutschland – im Kulturfeld nachhaltig diskutiert und bearbeitet werden können.

Finanzierung der Projekte

Das Medienprojekt Wuppertal wird als gemeinnütziger Verein kommunal gefördert, weitere Förderungen für Filmprojekte kommen vom Land, Bund, Stiftungen, Krankenkassen. Außerdem refinanziert der Filmvertrieb über den eigenen Verlag einen großen Teil der Filmproduktionen der Jugendlichen. Dafür ist für alle Teilnehmenden die Nutzung des Filmequipments und der Eintritt ins Kino immer frei, was dem niederschwelligen Ansatz des Projekts Rechnung trägt.

Weitere Informationen: www.medienprojekt-wuppertal.de